Zehn arme Menschen, saß'n in einem Boot
auf der Flucht vor Krieg, Hunger und auch Tod
einer fiel über Bord und sank wie ein Stein
noch ein letzter Schrei – da war'ns nur mehr neun

Neun arme Menschen, Frauen mit an Bord
Augen voller Angst, wollten nur noch fort
kalter Meeressturm, raue Winternacht
eine ist erfror'n, da war'ns nur mehr acht
    

 
    

Acht arme Menschen, Kinder mittendrin
Schlepper hauten ab, wissen nicht wohin
Wasser voller Schmutz, Essen nicht's geblieb'n
für ein Mädchen war's vorbei, da warn's nur mehr sieb'n

Sieben arme Menschen, Ruder in der Hand
in des Meeres Einsamkeit, hofften sie auf Land
einer ohne Hoffnung, 's ging ihm auf den Keks
schnitt sich seine Adern auf, da warn's nur mehr sechs
          

Sechs arme Menschen, hatten jetzt oft Streit
Nerven lagen blank, bei jeder Kleinigkeit
einer stahl dem andren, seine letzten Strümpf
der schlug ihm den Schädel ein, da warn's nur mehr fünf

Fünf arme Menschen, ganz auf sich gestellt
hatten kaum noch Kraft, für diese harte Welt
einer fiel ins Koma, und war nicht mehr hier
ab ins kühle Meeresgrab, da warn's nur mehr vier
          

Vier arme Menschen, saß'n in einem Boot
auf der Flucht vor Krieg, Hunger und auch Tod
plötzlich eine Küste und die Polizei
einer starb an Herzinfarkt, da war'ns nur mehr drei

Drei arme Menschen, kamen in ein Heim
Freiheitswille gross, Unterkünfte klein
einer sterbenskrank und kein Arzt dabei
er schloss seine Aug'n, da warn's nur mehr zwei
          

Zwei arme Menschen, saßen wochenlang
auf 'ner kleinen Insel, Zäune meterlang
in der Nacht darüber, liefen kreuz und quer
stürzten über Klippen, in das kalte Meer

Zehn arme Menschen, sind jetzt alle tot
traurig stumme Mahner, für das nächste Boot
hört die Hilferufe und macht die Herzen weit
wenn was diese Welt bewegt, dann ist's Menschlichkeit
wenn was diese Welt bewegt, dann ist's Menschlichkeit.